Initiative 'ohne Kükentöten'

Initiative 'ohne Kükentöten'

bei GLOBUS

GLOBUS klärt auf – Verfahren die hinter 'ohne Kükentöten' stecken

Seit Ende 2021 sind alle Eier der GLOBUS Eigenmarke vollständig auf 'ohne Kükentöten' umgestellt. Der Einsatz für einen angemessenen Umgang mit männlichen, wie auch weiblichen, Küken ist für uns ein wichtiges Anliegen. Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff 'ohne Kükentöten' und aus welchem Grund begegnen wir diesem oder verwandten Begriffen in letzter Zeit immer häufiger?

Frau beim Eier einkaufen im Supermarkt

Jeder Deutsche konsumiert durchschnittlich 239 Eier jährlich

Im Jahr 2020 konsumierte jeder Deutsche im Durchschnitt 239 Eier, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) publizierte. Die durchschnittliche Legeleistung einer Henne liegt bei 291 Eiern im Jahr. Der überwiegende Teil der von der deutschen Bevölkerung konsumierten Eier stammt mit 72 Prozent aus deutschen Legehennen-Beständen, produziert von 49.2 Millionen Hennen in Deutschland.

Im Rahmen der Wirtschaftlichkeit lag der Fokus eine lange Zeit rein auf den Hennen. Nicht nur, aus Gründen der Eier-Produktion, sondern ebenfalls, weil diese im Gegensatz zu den Hähnen schneller wachsen und an Gewicht zulegen. Hähne aufzuziehen galt als unwirtschaftlich, kostete dies im Vergleich zu der Aufzucht von Hennen mehr Zeit, Futtermittel und Geld.

Zudem wurde die Legehennen-Rasse hin zur Produktion von Eiern gezüchtet, nicht aber für die Qualität und Masse des Fleisches. Daher konnte den männlichen Küken nichts abgewonnen werden, weswegen diese meistens direkt nach dem Schlüpfen getötet und beispielsweise zu Tiernahrung weiterverarbeitet wurden.

Möglichkeiten hinter 'ohne Kükentöten'

Im Grunde stecken hinter 'ohne Kükentöten' zwei Möglichkeiten:

1. die Geschlechterbestimmung bereits im Ei oder

2. die Hähne schlüpfen und aufwachsen zulassen.

Sie sehen viele Eier.

Geschlechtsbestimmung im Brutei

Bei diesem Verfahren kommt es erst gar nicht dazu, dass ein männliches Küken schlüpft. Noch bevor das Ei ausgebrütet ist, machen moderne Techniken es möglich, das Geschlecht zu bestimmen. Dafür gibt es zwei Verfahren, das endokrinologische und das spektroskopische Verfahren. Beiden Verfahren ist gleich, dass lediglich die Eier mit weiblichen Embryos ausgebrütet werden sollen.

Endokrinologisches Verfahren

Ungefähr neun Tage werden die Eier beim endokrinologischen Verfahren bebrütet. Anschließend wird mit einer feinen Injektionsnadel Flüssigkeit aus dem Ei-Inneren entnommen, um mittels dieser Probe das Geschlecht des Embryos durch eine Hormonanalyse feststellen zu können. Das Verfahren ist bereits für die Massentestung praktikabel, hat jedoch laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium in dieser Form keine Zukunft, sollen die Geschlechter im Ei aus Tierschutzgründen noch vor dem siebten Tag bestimmt werden.

Spektroskopisches Verfahren

Das spektroskopische Verfahren macht die Geschlechterbestimmung bereits nach vier Tagen der Bebrütung eines Eis möglich. Jedoch muss hierzu ein kleines Loch in die Schale geschnitten werden, um einen Lichtstrahl in das Ei-Innere leiten zu können. Die Blutzellen von männlichen und weiblichen Embryos reflektieren das Licht auf unterschiedliche Art, weswegen die Analyse des gestreuten Lichts das Geschlecht bestimmbar macht. Dieses Verfahren ist durch die Beschädigung des Eis und die notwendige Geschwindigkeit der Testung bisher nicht in Serie praktikabel.

Sie sehen einen Hahn vor einem grünen, natürlichen Hintergrund.

Hähne schlüpfen und aufwachsen lassen

Neben der Geschlechtsbestimmung im Brutei gibt es noch die Möglichkeit die männlichen Küken ausschlüpfen und aufwachsen zu lassen. Hierbei gibt es zwei Ansätze, die des Zweinutzungshuhns oder die des Bruderhahns.

Zweinutzungshuhn-Ansatz

Hinter dem Zweinutzungshuhn-Ansatz steckt eine Rasse, dessen Zuchtziel sowohl das Eierlegen wie auch die Fleischmast beinhaltet. So werden weibliche Küken als Legehennen und männliche zur Mast aufgezogen. Der Nachteil der Zweitnutzungsrasse ist, dass sowohl weniger Eier als auch geringere Gewichtszunahmen der Tiere damit einhergehen. Sicherlich werden hier in der Zukunft weitere Optimierungen zu erwarten sein.

Bruderhähne

Die Bruderhähne sind die Brüder der Legehennen. In einem Schlupf sind ungefähr gleich viele männliche wie auch weibliche Küken. Die Aufzucht dieser männlichen Küken benötigt ungefähr viermal so lang wie die Aufzucht von Hähnen aus Mastlinien. Trotz höherem Futterverbrauch ist der Fleischertrag von Bruderhähnen geringer und durch den erhöhten Fettgehalt nicht mit normalen Masttieren zu vergleichen. Da somit die Aufzucht recht unwirtschaftlich ist, werden Eier aus Bruderhahn-Betrieben für ein paar Cent mehr pro Ei dem Endverbraucher angeboten. Diese Cent-Beträge pro Ei reichen aus, um den Betrieben genug Mittel zur Verfügung zu stellen, um die männlichen Küken aufwachsen zu lassen. Letztendlich stellt sich bei den Bruderhähnen für den Verbraucher die Frage danach, wie man sicherstellen kann, dass die Brüder der Legehennen tatsächlich aufgezogen wurden? Hierfür gibt es zwei Vorgehensweisen: das Schlupf-Äquivalent und das Kopf-Äquivalent.

Das Schlupf-Äquivalent

Hinter dem Schlupf-Äquivalent steckt die Gewissheit, dass die Brüder der Legehennen aus dem gleichen Schlupf, also von den gleichen Elterntieren abstammend, aufgezogen werden.

Das Kopf-Äquivalent

Beim Kopf-Äquivalent ist die Herkunft der Tiere unwesentlich, da es hierbei nur um die gleichwertige Anzahl der Aufzucht von Legehennen und Bruderhähnen geht.

Leider fehlen entsprechende Systeme, um die Varianten des Kopf- und Schlupfäquivalents nachvollziehbar und somit kontrollierbar zu gestalten.

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